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DIE GESCHICHTE DES KAUERHOFES

Der Kauerhof wurde als klassische „Mietskaserne“ erbaut. In einem Wiener Außenbezirk gelegen, mit insgesamt 14 Stiegen und über 100 Kleinwohnungen, ist dieses Objekt zur Zeit seiner Errichtung nie Wohnort der Eigentümer gewesen, sondern diente wohl immer als Anlage- und Investitionsobjekt. Er war in den Jahren 1925 bis 1940 ein typisches Wohnhaus für die untere Mittelschicht Wiens. Hier lebten vor allem Kleingewerbetreibende, ungelernte Arbeiter und kleine Beamte. Handwerker waren besonders stark vertreten, darunter einige Meister. Interessant ist die Vielfalt der Berufe, die heute oft unbekannt sind, etwa Bierführer (Bierlieferant) oder Pfründner (Empfänger kirchlicher Unterstützung).

Die Bewohner stammten häufig aus ehemaligen Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie, etwa aus Böhmen oder Galizien, was sich in den Nachnamen widerspiegelt. Über die Jahre wurden viele dieser Namen eingedeutscht. Die Statistik der Berufsangaben zeigt eine breite soziale Mischung, die von Rentnern über Angestellte bis hin zu Künstlern reichte. Der geringe Zugang zu Telefonen und Autos in dieser Zeit weist auf die eher bescheidene soziale Lage hin – extreme soziale Unterschiede gab es allerdings kaum. Danach galt der Kauerhof mehrere Jahrzehnte lang als Spekulationsobjekt. Er verfiel nach mehrmaligen Eigentümerwechseln zunehmend und bot seinen Bewohnern über viele Jahre hinweg schwierige und oftmals kaum mehr tragbare Wohn- und Lebensbedingungen. Schließlich wurde der Kauerhof von der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) zu großen Teilen aus einer Konkursmasse erworben und konnte zwischen 2005 und 2008 nach den Plänen des Architekturbüros Brada/Klerings erfolgreich saniert werden. Das Projekt mit insgesamt 131 Wohnungen und 5 Geschäftslokalen wurde 2009 mit dem Wiener Stadterneuerungspreis ausgezeichnet.