FRANZ S. LEICHTER

Käthe Leichter, meine Mutter

Im Rahmen meiner Recherchen zu Käthe Leichter habe ich auch über ihre Kinder gelesen und erfuhr, dass eins ihrer Kinder noch lebt. Franz, inzwischen 93-jährig in New York lebend, geboren im August 1930 in Wien, floh als 10-jähriger mit seinem Vater und Bruder 1940 zuerst aus Wien, dann auch nach der Eroberung Paris über Spanien nach Lissabon, wo er mit einem griechischen Dampfschiff nach Amerika fuhr. Franz erhielt dann in Connecticut und New York schulische Ausbildungen, machte 1957 seinen Doktor in der „Harvard Law School“, nachdem er zuvor der US. Army in Japan gedient hatte. Franz Leichter war Jahrzehnte in der New Yorker State Politik involviert und hat sich mit vielen Initiativen und Ansätzen als Vorreiter in wichtigen Themen einen unvergesslichen Namen gemacht. „Als Gewissen des Senates“ wurde er häufig bezeichnet, weil er für soziale Reformen eintritt und sich für Gleichberechtigungsfragen starkmachte. Eine durch und durch beeindruckende politische Karriere, die nach einem erfüllten Leben klingt und nach dem Weiterleben gewisser Ansätze und Prinzipien, die er wohl von seiner Mutter geerbt haben mag. Eine große Freude war es, nachdem ich nach längeren Recherchen seine Kontaktadresse ausfindig machen konnte, sehr bald nach meinem ersten Schreiben eine freundliche Antwort bekommen zu haben. Einem weiteren Austausch stand er nicht ablehnend entgegen. Wir haben uns auf eine der online-Video Plattformen abgesprochen und meine ersten Gespräche mit ihm haben mich vom ersten Moment an inspiriert und beeindruckt. Vor mir, wenn auch bloß online, in freundlicher, sympathischer Manier und Ausstrahlung, ein sich für mich Zeit nehmender älterer Herr, der generös auf meine nicht-geordneten Fragen Rede und Antwort zu geben wusste. Meine Intention war es, zuerst grundsätzlich zu klären, ob er bereit wäre, für das Projekt „zuber“ in Form eines Interviews mitzumachen oder einen Fragekatalog auszufüllen, ohne ihm viel Zeit nehmen zu wollen. Im Zuge unserer Gespräche kam ich darauf, dass er sich sehr für Wien interessiert und auch bereitwillig erzählte von seinen Besuchen und Treffen in Wien. Auch im Käthe Leichter Hof ist er schon gewesen. Ich glaube sein letzter Wien Besuch ist mehr als acht Jahre her. Im Dezember 2022 eröffnete die Universtät Heidelberg ein neues Institut, dass den Namen „Käthe Leichter“ trägt. Franz ist mit seiner Familie Mitte Dezember nach Heidelberg geflogen, um dieses zu eröffnen. Er hielt dort eine Rede und wäre sehr gerne auch weiter nach Wien gekommen. Seine Kinder habe aus gesundheitlichen Überlegungen eine Weiterreise verboten, die dann wohl schon stressig geworden wäre. Aus unseren Gesprächen, selbst noch am Vortag seiner Abreise, konnte ich eine gewisse Sehnsucht verspüren, nach Wien kommen zu wollen. Ich würde mich sehr freuen, ihn eines Tages persönlich kennen lernen zu dürfen. Auch wenn es heißt, wieder einmal nach New York fahren zu müssen. Eine Beschäftigung mit seinem Lebenswerk und Themen zahlt sich jedenfalls aus und lässt sich im Internet relativ einfach erforschen. (Dominik Nostitz)
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